Chronik der Städt. Kapelle Ahaus 1883 e.V.
Der Verein führte den Namen „Orchesterverein Ahaus“. Man wagte sich schon mit klassischen Werken an die öffentlichkeit. Dieser Orchesterverein löste sich durch Sterbefälle, Mitgliederrückgang usw. auf. Im Jahre 1909 jedoch lebte der Verein unter der Bezeichnung „Polyhymnia“ wieder auf und wurde unter der Leitung von Willy Poppe zu beachtlicher Höhe geführt, bis der schließlich wegen des Ersten Weltkrieges zwangsweise aufgelöst wurde.
Eine Blaskapelle entstand
Wie entwickelte sich nun in dieser Zeit die Blasmusik? Den Anstoß und Nährboden für die Blasmusik gaben jedenfalls die Sänger und Streicher. Der Lehrer und spätere Rendant der Kreis- und Stadtsparkasse Ahaus, Theodor Hocks, der als aktives Mitglied in dem oben erwähnten Orchesterverein Ahaus mitwirkte, schreibt hierüber: „Als nach dem großen Brande der Dües`schen Besitzung im Jahre 1883 hierselbst eine Freiwillige Feuerwehr gebildet war, trat ich an verschiedene junge Leute heran, die Interesse für Musik zeigten und gleichzeitig in der Lage waren, sich auf eigene Kosten ein Blasinstrument zu kaufen. Man wurde einig, sich zu einer Musikkapelle zusammenzuschließen. Die Instrumente wurden bei der Firma Altrichter in Frankfurt/Oder bestellt. Für 900 Mark kamen zwei Flügelhörner, zwei Trompeten, zwei Althörner, zwei Tenorhörner und eine Tuba.“
Schon 1890 22 Musiker
Nach diesen Ausführungen muss der Rendant Theodor Hocks als Gründer der Kapelle angesehen werden.
Ihm folgten in der Leitung der Kapelle: Gorissen, Exing, Franz Lehmköster, A. H. van Nek, Bothe, Poppe, Albrecht, Hauptlehrer Bracksiek, Köbrich, von 1928 bis zu seinem Tode 1961 Arnold van Nek. Arnold Van Nek schrieb mehrere Märsche, von denen der Marsch „Grenzlandgruß" von vielen Kapellen noch heute gespielt wird.
1923 Ehrenname
1923 erhielt die Kapelle in Anerkennung ihrer Leistungen durch die Stadtverwaltung als Auszeichnung den Ehrennamen „Städtische Kapelle“. Den unermüdlichen Bemühungen des Kapellmeisters Arnold van Nek ist es zu verdanken, dass die Kapelle nach der Notzeit des Zweiten Weltkrieges wieder zusammenkam und sich zu stolzer Blüte entwickelte. Weit bekannt geworden ist die „Städtische Kapelle“ durch die im Herst im Schloßgarten durchgeführten Konzerte unter dem Namen FFF (Fanfaren - Flammen - Feurerwerk). Nicht selten waren bei guter Witterung 5000 bis 7000 Besucher anwesend.
Erste Erfolge
Im September 1953 errang die Kapelle bei einem internationalen Musikwettstreit in Enschede einen ersten Preis in Konzert- und Marschmusik. 1956 errang die Kapelle bei einem Wettstreit in Ochtrup unter schärfster Konkurrenz mit holländischen und deutschen Kapellen den ersten Preis in der Oberstufe, den Dirigentenpreis erhielt Arnold van Nek.
Neuer Dirigent
Von 1961 bis 1984 leitete Gerd Willing die Städtische Kapelle.
Als Lehrer für Blasinstrumente hat er in den Jahren viele Schüler ausgebildet, von denen einige heute als Berufsmusiker in bekannten Orchestern spielen. Er gründete die bekannte Big Band der Städtischen Kapelle, die viele Jahre in Dortmund und Münster die 6-Tage-Rennen begleitete und bei vielen Großveranstaltungen zu hören war. Unter seiner Leitung spielte man bei Schützenfesten und Großveranstaltungen in folgenden Städten: Ahlen, Bad Bentheim, Bad Iburg, Borken, Coesfeld, Dortmund, Lünen, Münster, Oeding, Osnabrück, Osterwick, Ramsdorf, Recklinghausen, Rheine, Wettringen und Warendorf. Die Belegschaft der Dortmunder Aktien Brauerei feierte zu den Klängen der Städtischen ebenso wie die der Ruhr-Nachrichten aus Dortmund. Bei den Büttenabenden der Bürgerschützen gab man den entsprechenden musikalischen Rahmen und begleitete die Akteure. Beim Blumenkorso in Legden war man dabei und gab Konzerte im In- und Ausland.
Ein Betriebsausflug führte nach Bremen. Dort konzertierte man in Bremerhaven.
Beim Danziger Treffen in Münster spielte man ebenso wie bei den Karnevalszügen in Münster, Köln und „Klein-Köln“ Wüllen. Bei den Weihnachtsfeiern des VdK und beim Bund der Vertriebenen ist die Städtische Kapelle gar nicht mehr wegzudenken. Jedes Jahr am Hl. Abend spielt die Kapelle vor der Bescherung für die Kranken im Krankenhaus.
Musik an Kirchenfesten
Zur Tradition wird das Turmblasen am Hl. Abend. Bei allen kirchlichen Festen ist die Städtische selbstverständlich dabei genau wie am Volkstrauertag, bei Jubiläen, Einweihungen, Nikolausfeiern und überall, wo Blasmusikklänge eine Feier bereichern. Bekannt wurde die Kapelle durch die Sendungen des WDR, die zweimal als Feierabendsendung aus der Ahauser Stadthalle live übertragen wurden. Ebenso wie die Sendung im Mittags-Magazin aus der Stadthalle. Das Fernsehen brachte im Krimi „Das Halstuch“ die Kapelle im Kölner Rosenmontagszug (in roten Original Kölner Kostümen) in Großaufnahme mit Jakob Letschert als Solisten.
Verdienste von Günther Schütte
Der Vorstand der Städtischen Kapelle war stets bemüht, das Vereinsleben interessant zu gestalten. Günther Schütte war 20 Jahre lang 1. Vorsitzender der Kapelle. Er wurde nach seinem Rücktritt zum Ehrenpräsidenten ernannt.
Gerd Willing verstorben
Der langjährige Kapellmeister der Städtischen Kapelle Ahaus ist in Bad Griesbach bei Passau am 1.4.2004 im Alter von 78 Jahren nach längerer Krankheit im Kreise seiner Familie verstorben. Der gelernte Kaufmann hatte in Oppeln, Berlin und Münster Musik studiert und ist 1950 von Braunschweig nach Ahaus gekommen. Als Dirigent der Städtischen Kapelle und als Musiklehrer hat er in der Zeit von 1961 bis 1984 in Ahaus die Entwicklung der Blasmusik entscheidend mitgeprägt. Gerd Willing hatte durch die musikalische Gestaltung auf Veranstaltungen wie dem 6-Tage-Rennen in der Münsterlandhalle und diversen Rundfunkkonzerten mit der Städtischen Kapelle weit über die Grenzen von Ahaus hinaus einen großen Bekanntheitsgrad erlangt. Neben dem musikalischen Wirken in Ahaus war Willing ferner als Dirigent in Schöppingen und in Borkenwirthe tätig. Beruflich war Gerd Willing bei der Stadtverwaltung Ahaus angestellt. Zu seinem 70. Geburtstag hatten die Kollegen der Städtischen Kapelle ihren Kapellmeister a. D. 1996 besucht und werden ihn als rüstigen und humorvollen Kollegen in guter Erinnerung behalten.
Jüngere Entwicklungen
Seit Anfang der neunziger Jahre wird die Kapelle von Alfred Zamhöfer als Dirigent geleitet. Neben seiner Haupttätigkeit als Musikschuldirektor der Musikschule Ahaus ist er dafür zuständig, dass die Mitglieder des Vereins musikalisch weiter "auf Trapp" gehalten werden. Ebenso engagiert er sich, in Zusammenarbeit mit Sabine Erning, für das Jugendorchester, welches seit einigen Jahren wieder zu beachtlicher Größe zurückgefunden hat.
Die Städtische Kapelle Ahaus begrüßt ihren neuen Dirigenten Ludger Fischer
Die Sonntagsprobe war der feierliche Rahmen für den Dirigentenwechsel. "Die Proben kann man gar nicht zählen", betonte Rudolf Enning-Harmann bei seiner Laudatio für den scheidenden Dirigenten. "37 Jahre jung warst du damals", blickte er auf das Jahr 1993 zurück, als Zamhöfer - der seinerzeit schon manchmal für Dirigent Theo Räckers bei den Proben eingesprungen war - die volle Verantwortung für die Kapelle übernahm. "Du hast auch das Jugendorchester aufgebaut und bis heute erfolgreich geleitet. Jugendarbeit ist das Wichtigste, was wir haben", lobte Enning-Harmann, unterbrochen vom Zwischenapplaus der Kapellen-Mitglieder.